Internationaler Tag der Ersten Hilfe

Aktionstag findet alljährlich im September statt

TKS | Jeder von uns kann von einem Moment auf den anderen in die Situation kommen, erste Hilfe zu benötigen oder leisten zu müssen. Erste Hilfe – ein Thema, das alle angeht.
Annlässlich des Internationalen Tages der Ersten Hilfe, der in diesem Jahr am 10. September begangen wurde, haben wir mit dem DRK-Ausbilder Martin Heiland aus Stahnsdorf gesprochen.
Teil 1: Interview
Teil 2 (demnächst): Zu Besuch im Erste-Hilfe-Schulungs- und Ausbildungszentrum in Potsdam

Herr Heiland, wie wurden Sie Ausbilder für Erste Hilfe beim Deutschen Roten Kreuz (DRK)?
Martin Heiland: Ich war bereits in jungen Jahren Mitglied beim Jugendrotkreuz. Dort habe ich Erste-Hilfe-Kurse besucht, eine Sanitäter-Aus- und Weiterbildung gemacht und mich als ausgebildeter Jugendgruppenleiter engagiert. Geprägt haben mich dabei sicherlich die Erste-Hilfe-Übungen in der Gruppe sowie die Einsätze auf der Wasserrettungsstation und bei Konzerten. Auch nationale und internationale Wettbewerbe und Begegnungen haben mich fasziniert. Kindern und Jugendlichen Erste-Hilfe-Wissen zu vermitteln, war dabei eine wichtige Aufgabe, die mich immer erfüllt hat.
Interview MH Titelbild
Sie haben seit dieser Zeit viele Jahre als Stadt- und Verkehrsplaner gearbeitet. Wie kam es zu einer Rückbesinnung?
M. Heiland:
Durch berufliche Veränderungen habe ich entschieden, Erste-Hilfe-Ausbilder zu werden. Wie wichtig die Erste-Hilfe-Ausbildung und das Vermitteln von Erster Hilfe in Theorie und Praxis ist, wurde mir in der Corona-Pandemie und weitere gegenwärtige Krisen bewusst. Hilfe zur Selbsthilfe ist auch in Zukunft eine wichtige Säule des Zusammenlebens.
Aufbauend auf meinem Rotkreuz-Vorwissen habe ich die Ausbildung zum Erste-Hilfe-Ausbilder durchlaufen und jede Menge Neues gelernt. Zum Beispiel in Sachen erwachsenengerechte Unterrichtsgestaltung oder in der Fachdidaktik Erste Hilfe. Außerdem habe ich mein Wissen aus der Sanitäterausbildung aufgefrischt und Erste-Hilfe-Hospitationen bei erfahrenen Erste-Hilfe-Ausbildern gemacht. Letzteres war für mich der härteste Test: Bis zu neun Unterrichtseinheiten unter ständiger Beobachtung zu sein und danach fachlich beurteilt zu werden, hat mich herausgefordert. Aber es hat sich gelohnt.

Welche weiteren Voraussetzungen sind als EH-Ausbilder zu erfüllen?
M. Heiland:
Interessierte sollten mindestens 18 Jahre alt sein. Wir empfehlen verhandlungssichere Deutschkenntnisse, aber sind genauso an Ausbilderinnen und Ausbildern mit Fremdsprachenkenntnissen interessiert. Außerdem sollte man kommunikativ sein, um in den Erste-Hilfe-Kursen Fragen zu beantworten und Vorträge lebhaft und ansprechend zu halten. Es ist essentiell, die Teilnehmenden im Kurs einzubinden und mit ihnen in Gruppen zu üben. In jedem Erste-Hilfe-Kurs entsteht für die Zeit des Kurses ein Team, das gemeinsam Menschen in Not helfen möchte.

Was lernen die Teilnehmenden in einem Erste-Hilfe-Kurs, der von 8 bis 16 Uhr geht?
M. Heiland:
Der Kursplan ist streng strukturiert und mit der Berufsgenossenschaft abgestimmt. Dies bietet aber auch eine vielseitige Anerkennung der Zertifikate.
Wir vermitteln theoretisches Wissen
o zum Eigenschutz und Absichern von Unfällen
o zur Hilfe bei Unfällen
o bei der Wundversorgung
o beim Umgang mit Gelenkverletzungen und Knochenbrüchen
o bei Verbrennungen sowie Hitze- und Kälteschäden
o bei Verätzungen
o bei Vergiftungen
o für lebensrettende Sofortmaßnahmen wie stabile Seitenlage und Wiederbelebung
o zum Umgang mit dem automatisierten externen Defibrillator (AED)
Dieses theoretische Wissen vertiefen und üben wir im Kurs durch eine Vielzahl praktischer Übungen.

Werden diese Themen alle in einem Acht-Stunden-Kurs behandelt oder handelt es sich um verschiedene Kurse?
M. Heiland:
Wir als Erste-Hilfe-Ausbilderinnen und Ausbilder haben in jedem Kurs einen straffen Fahrplan. Mithilfe von qualifizierten Lehrunterlagen stellen wir einen einheitlichen Standard sicher. Mit abwechslungsreichen Lehrformen ist es unser Anliegen, alle Teilnehmenden mitzunehmen. Manchmal unsichere und zurückhaltende Teilnehmende sind oft spätestens zur Halbzeit mit Begeisterung dabei. Und wer sich nicht alles gemerkt hat oder im Anschluss noch Fragen hat, kann sein Erste-Hilfe-Wissen mit kostenfreien Erste-Hilfe-Fibeln sowie der DRK-App festigen und ausbauen.

Wer sollte einen Erste-Hilfe-Kurs besuchen?
M. Heiland:
Unsere wichtigsten Teilnehmenden sind betriebliche Ersthelfer und Fahrschüler. Es gibt darüber hinaus gezielt Angebote für Senioren, Eltern, Übungsleiter, Arztpraxen, Minihelfer und Betreuungseinrichtungen sowie Outdoor-Kurse. Die Verkehrswende wird eine weitere Zielgruppe in den Fokus setzen, nämlich Fahrradfahrer ohne Führerschein. Ein Erste-Hilfe-Kurs ist zusätzlich die Grundlage für ein Engagement in den verschiedenen Hilfsorganisationen. Ich kann die Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Kurs nur empfehlen.

Warum kostet der Kurs Geld?
M. Heiland:
Der Personal- und Materialaufwand in Vor- und Nachbereitung und insbesondere bei der Durchführung ist erheblich. Aufgrund der Corona-Pandemie sind zudem Auflagen hinzugekommen, die wir auch künftig beachten. Die Gesundheit und Sicherheit unserer Teilnehmenden steht an erster Stelle. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Es lohnt sich auf jeden Fall, den Arbeitgeber oder den Sportverein zu fragen, ob diese sich an den Kosten für einen Erste-Hilfe-Kurs beteiligt. Auch als Bildungsurlaub wäre ein Kurs denkbar – oder als Geschenk oder Familienaktivität.

Wo kann ich mich für einen Erste-Hilfe-Kurs anmelden?
M. Heiland:
Der DRK-Kreisverband Potsdam/Zauch-Belzig hat ein Erste-Hilfe-Schulungs und Ausbildungszentrum in Potsdam-Drewitz. Für die Erste-Hilfe-Kurse, die dort stattfinden, ist eine Anmeldung unter drk-potsdam.de oder per Telefon möglich. Zusätzlich bieten wir Kurse in Falkensee, Bad Belzig, Nauen und Werder (Havel) an. Bei Bedarf finden Kurse auch in den Unternehmen oder in der jeweiligen Region statt – also genauso in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf.

Welchen Hinweis möchten Sie Menschen in Sachen Erster Hilfe auf den Weg geben?
M. Heiland:
Es genügt nicht, einmal einen Erste-Hilfe-Kurs zum Führerschein zu absolvieren – und danach nie wieder. Das DRK empfiehlt, alle zwei bis drei Jahre das Erste-Hilfe-Wissen aufzufrischen. Denn nur regelmäßiges Üben schafft Sicherheit im Umgang mit Menschen in Not. Und das sind meist Menschen, die uns nahestehen: Familienangehörige, Freunde oder Nachbarn, die wir dann mit Erster Hilfe versorgen können – genauso wie uns selbst.

Vielen Dank für das Interview.

Alle weiteren Informationen finden Sie hier.


(TKSzeit)

 

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