Freitag, 22. Februar 2019, 19:30 Uhr
Aufrufe : 1175
Eröffnungsveranstaltung der Märkischen Literaturtage

Lesung: Jakob Hein, „Kaltes Wasser“

Eintritt: VVK: 12 € / VVK erm.: 10 € / AK: 14 € Karten
Karten: - ab 3 Monate vor der Veranstaltung: - Online-Tickets unter www.kleinmachnow.de
Ticketbüro der Gemeinde: Di 13-18 Uhr, Do 13-16 Uhr, Rathaus, I. OG links

Eine Lesung der Bibliothek Kleinmachnow mit Unterstützung der Kulturabteilung

Als hätten sich Felix Krull und Zelig zusammengetan, um Berlin aufzumischen. Friedrich Benders Elternhaus ist nicht eben das spannendste.
Und eine Jugend in der DDR nicht unbedingt ein wildes Abenteuer. Aber es kommt Farbe in die Sache, als Friedrich im Ferienlager mit der Tochter von englischen Kommunisten anbandelt, die nicht nur Westlerin ist, sondern - Gipfel der Verruchtheit! - auch noch Punk. In den Augen seiner Mitschüler macht ihn das zum neidisch beäugten Star. Der kleine Haken: Die Punklady gibt es gar nicht. Friedrich Bender hat sie sich nur ausgedacht. Weil das aber niemand wissen muss, besorgt er sich beim Briefmarkenhändler in Berlin-Lichtenberg englische Briefmarken und bekommt nun regelmäßig Post von der Insel. Auch die unglaublichen Erfolge des Sozialismus, die er als Agitator täglich vor der Klasse vermelden soll, hat er etwas aufgeschönt oder gleich glatt erfunden.
Und während die Wende seine linientreuen Eltern und die meisten seiner Klassenkameraden in jahrelange Schockstarre versetzt, begreift Friedrich die neuen Regeln schnell: Schon bald findet man den Jungen mit dem kreativen Verhältnis zur Realität bei den Wechselstuben am Bahnhof Zoo, wo er sich ein mehr als sattes Startkapital beschafft. Als Student schrecken ihn überfüllte Hörsäle und zähe Seminare dermaßen ab, dass er sich einen anderen Weg ausdenkt, zum schnellen Studienabschluss zu kommen. Und im Berufsleben des kapitalistischen Westens scheinen Friedrich dann gar keine Grenzen mehr gesetzt ... Jakob Hein hat einen grandiosen Schelmenroman über einen Ostler geschrieben, der der bessere Westler ist. Aber auch über jemanden, der mit erfundenen Geschichten so lange vor sich selbst davonläuft, bis nichts mehr von ihm da ist.
Kaltes Wasser ist ein amüsanter, witziger und kluger Schelmen- und Gesellschaftsroman, mit dem der 44-jährige, in der DDR geborene Schriftsteller und Kinderpsychologe Hein die Auswüchse der kapitalistischen Wirtschaftsform am Beispiel der Aufbruchsstimmung in den boomenden 90er Jahren entlarvt. Sounds & Books So brillant, dass einem ganz mulmig wird. (...) Ein mit allen Lebenslagen kompatibles, hübsches kleines Kunststück. hr2 Das ist alles ganz wunderbar und geeignet, Muskelkater vom vielen Lachen zu erzeugen. Vielleicht kramt jeder beim Lesen in den eigenen Erinnerungsschubladen mit Schummelabenteuern aus der Schul-, Lehrlings- oder Studienzeit, die man anders doch gar nicht überstanden hätte. (...) Ein Roman, bei dem man allein im Zimmer laut lacht. NDR Jetzt wird das Buch zu einem temposcharfen, detailgesättigten Schelmenroman mit Querbezügen zu Tom Sawyer, Till Eulenspiegel und Thomas Brussig. Eiserner Vorhang auf und alle Fragen offen. Nichts gilt mehr, also gilt es zu handeln. Sächsische Zeitung Kaltes Wasser beginnt stark und bleibt es auf unterhaltsame Weise bis zum Ende. (...) Eine herrlich aberwitzige Schelmengeschichte aus den frühen Neunzigerjahren. Berliner Zeitung Jakob Hein, geboren 1971 in Leipzig, lebt seit 1972 mit seiner Familie in Berlin. Er arbeitet als Psychiater. Seit 1998 Mitglied der »Reformbühne Heim und Welt«. Er hat inzwischen 14 Bücher veröffentlicht, darunter Mein erstes T-Shirt (2001), Herr Jensen steigt aus (2006), Wurst und Wahn (2011) sowie zuletzt gemeinsam mit Jürgen Witte die Streitschrift Deutsche und Humor. Geschichte einer Feindschaft (2012).


Ort | Kleinmachnow, Rathaus, Bürgersaal, Adolf-Grimme-Ring 10