Vom Werden einer Ausstellung (1)

»100 Jahre FEIERN« in Kleinmachnow und Themenentwicklung für das Museumsprojekt

KLEINMACHNOW | Konkret geht es um die Ausstellung »100 Jahre FEIERN« zum 100. Gemeindejubiläum Kleinmachnows. In Zusammenarbeit mit heutigen und ehemaligen Einwohnern des Ortes soll sie entwickelt und ab September 2020 gezeigt werden. Dafür sucht das Projektteam bereits jetzt Ideen, Objekte, Bilder und Geschichten zum Thema Feiern in Kleinmachnow – gestern und heute.



Die Kuratorinnen Sophie Schulz und Alexis Hyman Wolff stellten während der öffentlichen Veranstaltung in der ehemaligen Auferstehungskirche im Kleinmachnower Jägerstieg 2 am 25. Januar ihr Ausstellungskonzept vor und zur Diskussion. Alle Anwesenden konnten ihre Ideen und Gedanken mit einbringen. Auch kleinere Arbeitsgruppen, die sich konkreten Themen widmen, sollen sich bilden.

Alle Interessierten können die Museumswerkstatt im Jägerstieg 2 jeden Freitag (bis September, außer in den Schulferien), 15 bis 19 Uhr, besuchen, um Bilder und Objekte abzugeben oder Ideen einzubringen.

Das Spannende an der Entwicklung dieser Ausstellung und des Museumsprojektes wird neben dem Ergebnis auch gleichermaßen der Weg dorthin sein. Unterschiedlichste Menschen treffen bei diesen Veranstaltungen aufeinander. Im dreißigsten Jahr der Wiedervereinigung hat man sich immer noch sehr viel zu erzählen.

Und plötzlich fängt ein älterer Herr an zu berichten. Andreas Springer, Jahrgang 1943, ein Zeitzeuge.
1958 ist die Familie nach Dreilinden gezogen, weil der Vater in Berlin eine Arbeitsstelle bekommen hatte. Springers Großvater war übrigens einer der ersten Siedler in Dreilinden. Nach dem Abschluss der 10. Klasse an der Eigenherdschule wurde er im Zähler- und Apparatebau Teltow (ZAT) zum Werkzeugmacher ausgebildet. Doch bereits seit der 8. Klasse wusste er genau, was sein eigentlicher Berufswunsch ist: Grafiker wollte er werden. Doch als er sich weigerte, der Nationalen Volksarmee (NVA) zu dienen, war ihm der Weg zur Hochschule versperrt. Seine beiden Brüder waren bereits vor dem Mauerbau im Westteil der Stadt geblieben, und nach dem 13. August 1961 war auch der Weg zu ihnen blockiert. Fluchtpläne reiften. 1964 war es so weit. Andreas Springer war einer derer, denen die spektakuläre Flucht durch den Tunnel 57*) gelang. Ruhig und bewegend – und heute noch selbst sehr bewegt – erzählt er von seiner Flucht. Wie er den Treffpunkt zunächst nicht fand, sich von seiner Mutter verabschiedete, erst mit den Füßen voran und dann krabbelnd die 145 Meter überwand. Die Dankbarkeit den Kurieren, Beschützern und Fluchthelfern gegenüber merkt man ihm auch nach so vielen Jahren spürbar an. In Westberlin angekommen konnte er nun mithilfe eines staatlichen Stipendiums in Höhe von 400 DM seine Leidenschaft zum Beruf machen. Er studierte Grafikdesign und Fotografie und ist bis heute künstlerisch tätig und mit der Kamera unterwegs.

*) Tunnel 57: Fluchttunnel in Berlin, führte vom Keller einer leerstehenden Bäckerei auf West-Berliner Seite der Bernauer Straße 97 unter der Mauer – die damals noch aus den fenstervermauerten Fassaden der ehemals bewohnten Häuser der Ostseite der Bernauer Straße bestand – hindurch zu einem Toilettenhaus im Hof der Strelitzer Straße 55 in Ost-Berlin. Länge: 145 Meter, 12 Meter unter der Erde; der längste, tiefste und teuerste Fluchttunnel Insgesamt 57 Personen (daher der Name Tunnel 57) gelang hier im Oktober 1964 die Flucht. (Quelle: Wikipedia)

(TKSzeit)